Erfahre, wie du deinen Kinderwunsch verwirklichen kannst, während du stillst.

Zu sehen ist ein pinker Hintergrund, darauf liegt ein kleiner Strauß weißer Tuplen, ein Schwangerschaftstest und ein Babyschnuller

Die mir bei Instagram am häufigsten gestellte Frage in den Direktnachrichten lautet ungefähr so:
„Ich stille mein Kind x Monate (für x setzt du jetzt eine Zahl ein, die meistens über sechs Monate liegt). Und ich stille so gerne und ich möchte auch noch weiter stillen. Doch gleichzeitig wünsche ich mir ein weiteres Kind und ich habe noch keinen Zyklus. Welchen Tipp hast du für mich, dass mein Zyklus zurückkommt?“ 

Und meine ganz schnelle Antwort darauf lautet: „Ich habe keinen Tipp!“ Es ist nämlich so vorgesehen, dass dein Zyklus ausbleibt, während du stillst. 

Warum ich keinen Tipp habe? Ich erkläre es dir … solche Fragen sind bei Instagram oder auch per E-Mail grundsätzlich eher ganz schwierig zu beantworten. Denn für die Beantwortung solcher Fragen brauche ich einen genauen Einblick in deine Lebenssituation.

Ich brauche einen genauen Einblick in deine Stillsituation und ich brauche auch einen Einblick in deinen Gesundheitszustand. Denn all das sind wichtige Informationen für mich, um dir die Frage zu beantworten. Nur von „ich stille mein Kind und ich habe keinen Zyklus“, weiß ich überhaupt nichts über eure Stillgeschichte. Wie häufig stillt ihr denn? Und wie war denn dein Zyklus vor deiner Schwangerschaft? Das ist wichtig, damit ich vielleicht einen kleinen Ausblick wagen kann, wie du deinen Zyklus zurückbekommst. Und all das ist natürlich nicht mit einer Instagram Direktnachricht abzubilden. Dafür kannst du eine Stillsprechstunde buchen und dann können wir das ganz individuell klären. 

 Du kannst diesen Blog hier auch als Podcast hören:

Laktationsbedingte Amenorrhoe oder warum bleibt der Zyklus und die Menstruation beim Stillen weg?

Fachlich heißt der Zustand ohne Zyklus und Menstruation in der Stillzeit laktationsbedingte Amenorrhoe. Übersetzt bedeutet das so viel wie „Nichtblutung durch das Stillen“. Und das ergibt sich durch die Hormone, die beim Stillen aktiv sind, also das Oxytocin und das Prolaktin. Das Prolaktin hemmt jene Hormone, die für die Zyklus-Steuerung verantwortlich sind – LH und FSA, das Progesteron und das Östrogen. Warum das so ist und wie das genau funktioniert, ist noch nicht genau bekannt. Die laktationsbedingte Amenorrhoe ist ein Zustand ist, der viele Frauen betrifft, jedoch nicht alle Frauen. 

Laktationsbedingte Amenorrhoe (LAM) als natürliche Verhütungsmethode

Machen wir einen kleinen Schwenk in Regionen, wo Frauen keinen Zugang zu Verhütungsmitteln haben. Hier ist die LAM eine Möglichkeit, zu verhüten. In meinen alten Aufzeichnungen habe ich den Vermerk gefunden, dass das Stillen weltweit mehr Geburten verhindert als alle anderen Verhütungsmittel zusammen. Und besonders in den Kulturen, in denen es keine Schnuller und Flaschen als Sauger-Ersatz gibt, ist das noch vorherrschend. Dort liegt der natürliche Geburtenabstand bei 2 bis 3 Jahren. Das heißt also, wenn du voll und ausschließlich stillst, dann ist es völlig normal, dass du nicht in deinen Zyklus zurückkommst. 

Aber es kann auch völlig normal sein, dass du wieder menstruierst, obwohl du voll und ausschließlich stillst. Mit voll und ausschließlich stillen meine ich: Du fütterst nicht zu mit Pre-Nahrung oder Tee, sondern dein Kind stillt ausschließlich an der Brust und bekommt ausschließlich an der Brust Muttermilch. Jede andere Form der Gabe von Muttermilch zählt nicht dazu. Denn die Hormon-Ausschüttung, die den Menstruationszyklus verhindert, ergibt sich durch das Saugen des Babys an der Brust. Und ja, dazu zählt auch die Milchpumpe. Solltest du jetzt Milch abpumpen, ist es auch eine Stimulation der Brustwarze, die dazu führen kann, dass du nicht menstruierst. Meiner Erfahrung nach ist das Pumpen mit der Pumpe aber nicht so ein starker Reiz wie das Stillen, das heißt, wenn du nur pumpst, kann dein Zyklus schneller zurückkommen, als wenn du stillst.

Ich stille und menstruiere trotzdem!

Da die LAM, wie oben geschrieben, nicht jede Frauen betrifft, ist es völlig normal, wenn du beim Stillen menstruierst. Es gibt Frauen, die voll und ausschließlich stillen und nach zwei Monaten wieder in ihren ganz normalen Zyklus übergehen. Und es gibt Frauen, die nur zweimal am Tag Stillen und ihren Zyklus noch nicht wieder zurückhaben. Für alle Frauen, die gleich nach der Geburt wieder in ihren Menstruationszyklus einsteigen und die kein weiteres Kind wollen, steht das Verhütungsthema an erster Stelle, auch wenn sie stillen. Das ist ein Thema für einen anderen Blogartikel.

Okay, halten wir fest. Beides ist völlig normal und jede Frau hat individuelle Unterschiede!

Zu sehen ist ein Bett aus der Vogelperspektive. Darauf liegt eine Frau und ein Baby und trinkt von ihrer Brust.

Was kann ich beim Stillen ändern?

Und nun wage ich mal einen kleinen Ausblick und teile mit dir ein paar kleine Stellschrauben, an denen du drehen kannst, wenn du deinen Zyklus zurückhaben möchtest. Manchmal klappt es, manchmal nicht… das ist der Teil mit der Individualität!

Folgende Punkte sind sehr wichtig zu wissen:die Häufigkeit des Stillens, also die Anzahl und die Dauer der Stillmahlzeiten, die Länge der stillfreien Phasen, also der Intervalle dazwischen und das nächtliche Stillen, haben Auswirkungen auf deinen Zyklus.

Bitte beachte: die folgenden Tipps und Ideen sind für Babys gedacht, die älter als 6 Monate sind. Falls du dir unsicher bist, wie du die Tipps umsetzen kannst, hole dir professionelle Unterstützung durch deine Hebamme oder IBCLC Still- und Laktationsberaterin.

Aus meiner Erfahrung in der Praxis und auch aus meiner eigenen Erfahrung ist es so, dass gerade das nächtliche Stillen viel mehr Auswirkungen auf den Zyklus hat als das Stillen tagsüber. Es kann also ein erster Schritt sein, dass du in der Nacht versuchst weniger zu stillen. Ja, ich weiß, das klingt jetzt einfach. Oft ist nächtliches Stillen es das Einzige, wobei die Kinder sich ganz schnell und leicht beruhigen und wie du wieder schnell in den Schlaf kommst. Aber das wäre jetzt einfach mal so völlig frei ein Tipp, den du versuchen kannst, aber nicht versuchen musst. Und natürlich ist es auch immer davon abhängig, wie alt dein Kind ist. Wenn dein Kind drei Monate alt ist, ist das, was anderes als wenn dein Kind 13 Monate alt ist. 3-Monate alte Kinder sollten in der Nacht auf jeden Fall noch gestillt werden.

Anpassung des Stillens und der Schlafgewohnheiten zur Förderung des Zyklus

Der erste Tipp lautet also: Mache eine Stillpause von vier Stunden am Tag und mindestens sechs Stunden in der Nacht!

An den Stillpausen zu drehen, kann eine Möglichkeit sein. Und bevor du jetzt sagst „okay, ich mache einen Cut, lasse drei Stillmahlzeiten weg und stillen in der Nacht nicht mehr“, lade ich dich ein, einmal ganz genau auf das Stillen zu schauen. Wie oft stillst du am Tag? Welche Phasen des Stillens sind besonders intensiv mit deinem Kind? Gibt es vielleicht Phasen, zum Beispiel in den Vormittags- oder Nachmittagsstunden, wo einfach gar nicht daran zu denken ist, auch mal eine Stillpause zu machen? Wann genießt ihr beide das Stillen so sehr, dass du es nicht aufgeben willst? Wann und wo gibt es mal die Möglichkeit, auf das Stillen zu verzichten und Beikost anzubieten? Oder eine andere Art der Nahrungsaufnahme oder eines Getränkes, je nachdem wie alt dein Kind ist. Schau mal individuell, wie oft stillst du am Tag, wann stillst du, welche Stillmahlzeiten willst du auf gar keinen Fall aufgeben und welche Stillmahlzeiten braucht ihr beide nicht mehr. Und die lässt du dann einfach weg, um eine Stillpause zu haben, die länger als vier Stunden ist.

Wenn du eine oder ein paar Stillmahlzeiten weglässt, ist es total sinnvoll, das mal aufzuschreiben. Denn in dem ganzen Kinderalltag werden häufig Sachen einfach vergessen. Dann weißt du gar nicht mehr, ab wann du das Stillen geändert hat, wie es vorher war und wie es jetzt ist. Nimm dir also einen kurzen Moment und schreibe es auf: 

  • heute habe ich diese Stillmahlzeit weggelassen
  • ich habe Folgendes gemacht… 
  • damit ging es mir so…
  • und dem Kind ging es so…

So hast du einen Überblick, welche für Auswirkungen das weniger Stillen für euch beide hat und wann du Veränderungen in deinem Körper spürst.

Schau dir auch das Stillen in der Nacht an:

  • Wie oft stillst du nachts?
  • Wie sieht die Schlafsituation nachts aus?
  • Und was kannst du tun, um die Stillpause in der Nacht zu verlängern?

Hier ein wichtiger Hinweis: Wenn du die Stillpausen verlängerst bzw. die Stillmahlzeiten reduzierst, hat das Auswirkungen auf deine Milchmenge. Das bedeutet also, die Milchmenge wird weniger werden.

Zwei Stellschrauben, an denen du drehen kannst: Stillen am Tag und das Stillen in der Nacht. Mache eine Stillpause von vier Stunden am Tag bzw. sechs Stunden in der Nacht.

Ob dein Zyklus dann sofort zurückkommt, kann ich dir nicht versprechen. Vielleicht brauchst du auch noch mehr Stillpausen. Es ist ein Anfang und du kannst spüren, wie es deinem Körper damit geht.

Vielleicht spürst du Zyklus-Zeichen, wie Brust ziehen, Hautveränderungen, Veränderungen des Ausflusses oder du bist etwas emotionaler. Da ist jetzt die Einladung nochmal deinen Zyklus rekapitulieren zu lassen …

  • Wie war das denn eigentlich, als ich noch menstruiert habe?
  • Wie war dein Zyklus vor der Schwangerschaft?
  • Hattest du einen regelmäßigen Zyklus?
  • Hast du deinen Eisprung gespürt?
  • Wie hat sich das denn angefühlt?
  • Welche körperlichen Symptome hattest du, um dich in deinem Zyklus zurechtzufinden?
  • Spannend ist auch der Blick zum Mond. Hast du an Vollmond oder Neumond menstruiert?

Wenn du vor der Schwangerschaft die natürliche Familienplanung gemacht hast, kennst du deine individuellen Zykluszeichen und kannst spüren, ob du sie in der Stillzeit auch findest.

Manchmal sind Schwangerschaften auch nochmal sowas wie ein Hormon-Reset, also hormonelle Störungen, die es vor deiner Schwangerschaft gab, sind auf einmal weg und gar nicht mehr da. Du bist vielleicht sogar ganz überrascht, dass du jetzt schon nach kurzer Zeit, also vielleicht nach sechs Monaten wieder anfängst zu menstruieren, wo es vorher für dich sehr, sehr schwer war, in einen Zyklus zu kommen. Auch das ist möglich und es zeigt, wie individuell das Hormonsystem ist.

Wie willst du dich um ein Baby kümmern, wenn du noch ein Kind stillst?

Und jetzt mag ich dich noch auf einen Perspektivwechsel einladen. Ein Perspektivwechsel dahingehend, was es für ein Signal an deinen Körper ist, wenn du dein Kind stillst. Und da ist es jetzt erst mal egal, wie viel du stillst. Dein Körper ist erst mal mit der Versorgung eines „nicht allein lebensfähigen Menschenwesen“ beschäftigt. Und eine erneute Schwangerschaft oder ein neuer Mensch wäre einfach eine Katastrophe, zumindest für unser Steinzeitgehirn.

Denn dass wir mittlerweile Zentralheizung haben und eine 24/7 Essensversorgung, das weiß das Steinzeitgehirn noch nicht. Demzufolge ist es einfach sehr, sehr, sehr sicher, wenn du nicht menstruierst, während du stillst. Stillen ist das Zeichen für „Hey, hier ist noch ein kleiner Mensch, hier ist noch ein kleines Baby, hier ist noch jemand, der nicht allein lebensfähig ist, wir können uns es auf gar keinen Fall leisten, jetzt noch einen kleinen Menschen in die Welt zu setzen, der auch wieder unsere volle Aufmerksamkeit braucht“.

Und wenn du da mal wirklich drüber nachdenkst, dann kommst du vielleicht ins tiefe Spüren und kannst dir selbst die Frage beantworten: Warum willst du denn jetzt ein Kind? Oder warum wollt ihr jetzt ein Kind? Und hör dir mal zu … was kommt da von allen Seiten und von allen Perspektiven? Was sagst du dir? Ist es ein „ich bin schon alt, es muss jetzt schnell gehen“ oder „ich finde das so schön, wenn die Kinder einen kürzeren Altersabstand haben“. Vielleicht kommt dir aber auch das in den Sinn: „Eigentlich, brauche ich jetzt noch gar kein weiteres Kind, das kann ich mir noch gar nicht richtig vorstellen, ich weiß auch nicht, woher dieses Gefühl kommt, dass ich jetzt gerade gerne ein Baby möchte“.

Und du musst auch noch gar keine Lösung dafür haben. Es reicht einfach erst mal diesen Gedanken anzunehmen und festzuhalten. Vielleicht denkst du „na, das ist aber spannend, dass das kommt“.

Mein Kinderwunsch ist stark!

Wenn du jetzt sagst, „es ist mir aber ganz, ganz, ganz wichtig, ich bin schon älter, ich habe nicht mehr so viel Zeit“, dann wäre der nächste Schritt, etwas am Stillen zu ändern, damit du wieder in den Menstruationszyklus kommst. Hol dir Hilfe und Unterstützung!

Erst der Eisprung, dann die Blutung!

Du musst wissen, dass der Eisprung vor einer Blutung stattfindet. Das bedeutet, der Zyklus, der da vielleicht in Gange ist, der kann schon viel eher losgehen, bevor du überhaupt blutest.

Das ist auch eine wichtige Information an alle die, die mit Beikost beginnen! Mit dem Beikostbeginn werden sich die Stillmahlzeiten reduzieren, dein Zyklus kommt zurück mit einem Eisprung und du könntest ohne Verhütung schwanger werden. Planst du keine erneute Schwangerschaft und fängst du Beikost an, denke an die Verhütung! Aber nicht erst, wenn du die erste Menstruation hast, sondern im Vorfeld. Verhütungsmittel in der Stillzeit sind ein anderes Thema. Vielleicht so viel … es gibt mehr als die „Pille“.

Zusammenfassung:

Das Ausbleiben der Regelblutung in der Stillzeit heißt laktationsbedingte Amenorrhoe (LAM). Es gibt aber auch Frauen, die trotz voll und ausschließlichem Stillen menstruieren. Hast du einen Kinderwunsch in der Stillzeit, bedenke, dass dein Körper gerade noch einen kleinen Menschen versorgt. Ein Ausbleiben der Menstruation ist gewollt und war zu „Säbelzahntiger Zeiten“ überlebenswichtig.

Eine Stillpause von vier Stunden am Tag, eine Stillpause von sechs Stunden in der Nacht und Stillmahlzeiten in Dauer und Häufigkeit reduzieren sind drei Möglichkeiten, um den Zyklus in der Stillzeit wieder zurückzubekommen. Beobachte deinen Körper und spüre körperlich zyklische Veränderungen.

Wenn du Hilfe und Unterstützung rund um den Zyklus in der Stillzeit brauchst, kann ich dich digital in einer Videosprechstunde und vor-Ort unterstützen. Klicke hier für alle Informationen zur ärztlichen Stillberatung.

Bitte beachte, diese Blogartikel soll dir Wissen vermitteln. Er ersetzt keine Stillberatung oder eine ärztliche Beratung.

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